Wir protestieren für …

1. Mönchengladbacher Inklusionsforum • Nachlese Teil 1: Der Beginn

von | 11. Juni 2025 | Inklusionsforum 2025 | 0 Kommentare

“Ein FORUM ist eine organisierte, physisch stattfindende Veran­staltung, bei der sich Menschen zu einem bestimmten Thema  aus­tauschen. Es dient dem Dialog, der Vernetzung, dem Wissens­transfer und oft auch der Meinungsbildung. Foren finden typischer­weise in Form von Tagungen, Konferenzen, Podiumsdiskussionen oder Workshops statt.”

Diese recht allgemein gehaltene Definition, traf in allen wesentlichen Punkten auf das vom Team der BSK-Kontaktstelle Mönchengladbach zu, das am 10. Mai 2025 anlässlich des Europäischen Protesttages für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen im (natürlich barrierefreien) Ernst-Christoffel-Haus der Ev. Kirchen­gemeinde Rheydt das 1. Mönchengladbacher Inklusionsforum durchführte.

Für die Moderation der Veranstaltung konnte der freie Journalist und Publizist Dr. Winfried Kösters (Bergheim) gewonnen werden, der auch mit seinem Impusreferat unter dem Thema “„Wie sieht eine inklusive Gesellschaft der Zukunft aus?“, viele Teilnehmer zum Nachenken anregte.

Aussage eines namhaften Mönchengladbach Kommunalpolitikers: “… Der Referent hat mich die Veranstaltung sehr nachdenklich verlassen lassen. …”

Nach sechsmonatiger Vorbereitung konnten Kontaktstellenleiter Albert Sturm (im Bild rechts), seine Ehefrau Karin Sturm (3. v.l.)  und deren Orga-Team annähernd 60 Teilnehmer begrüßem, zu denen eine Vielzahl zu Betroffenen, deren Angehörende und Vertretern von örtlichen Verbänden sowie der Mönchen­glad­bacher Verwaltung und Kommunalpolitiker zählten.

Einige Teilnehmer hatten über Ankündigungen in der Presse, “sozialen” Medien, Mailings und über “Mund-zu-Mund-»Propa­ganda«” vom Inklusionsforum erfahren und waren spontan gekommen,

Das gesamte Inklusionsforum, dessen integraler Bestandteil eine Podiumsdiskussion mit drei Kandidaten für das Amt des Hauptverwaltungs­beamten/Oberbürgermeisters zur Kommunalwahl am 14. September 2025 und zwei Betroffenenvertretern war, wurde audio-visuell aufgezeichnet, wodurch die jeweiligen Positionierungen “nachhaltig” dokumentiert wurden.

Die Fülle an Statements, Meinungen und Diskussions­beiträgen in den drei gehalt­vollen Teilnehmer­dialogen hat zu der Entscheidung geführt, die “Nachlese” in vier Teilen zu veröffentlichen.

Die Beschreibung unterhalb des YouTube-Videos enthält so genannte “Sprung-Links” über die Sie unmittelbar die gewünschten Stellen im Video erreichen können. Wählen sie dazu vorab die Option “Ansehen auf Youtube”.

Dieses Kurz-Video vermittelt einen Eindruck von der Veranstaltung:

Begrüßung und Einführung

Zu Beginn seiner kurzen Begrüßung stellt Moderator Dr. Winfried Kösters das fest:

„Die Zukunft ist nicht mehr die Verlängerung der Vergangenheit. Ein Weiter-So kann nicht funktionieren. Wie aber eine Zukunft aussehen kann, auf dem Hintergrund der großen Veränderungen, da hat keiner ein Rezept. Und wer Ihnen ein Rezept glaubt, verkaufen zu können, der irrt.

Das bedeutet, wir haben große Herausforderungen, diese Zukunft gemeinsam zu gestalten. Und die Frage ist, welche Wege finden wir dazu?

 

Und dazu zählen natürlich auch Menschen mit Handicaps, aber nicht nur.” (Zitat Ende)

 

Bei der Überleitung zur Begrüßung durch den BSK-Kontaktstellenleiter Albert Sturm weist Dr. Kösters auf eine bemerkenswerte Tatsache hin.

Nämlich, dass es von Sturms „Tagesform“ abhängt, ob er reden könne oder nicht und dieser daher seine Begrüßungs­worte in unermüdlicher Klein­arbeit vorher aufgezeichnet habe.

Begrüßung durch Albert Sturm zum Nachlesen

Guten Tag, meine Damen und Herren, ich freue mich außerordentlich, Sie heute in diesem Haus im Namen der Kontaktstelle des BSK in Mönchengladbach begrüßen zu können.

Mein Name ist Albert Sturm.

Zusammen mit meiner Frau leiten wir diese Kontaktstelle ehrenamtlich.

Schwerpunktmäßig unseres ehrenamtlichen Engagements ist, gemeinsam mit unserem sehr engagierten und hochmotivierten Team aufzuzeigen und öffentlich zu machen, wo Barrierefreiheit, Teilhabe am öffentlichen Leben im Alltag zu verbessern ist.

Oder wo generell es nötig ist, diese überhaupt herzustellen.

Aber man macht sich dabei nicht immer Freunde. …

Individuelle Empfindungen bestimmen meist die Aussage, ob jemand eingeschränkt ist oder behindert ist.

Eingeschränkt kann man den Alltag zwar genießen, aber halt nicht mehr in dem Umfang, wie es früher war.

Schwerbehindert zu sein heißt, vom selbstbestimmten Leben ist man abgeschnitten.

Spontanität und die Leichtigkeit des Seins ist völlig verloren gegangen.

Besonders dann, wenn man vorher ein aktives Leben geführt hat.

Gerade zwei funktionsfähige Arme und Hände tragen viel zu einer Lebensqualität bei.

Denn Behinderung ist kein Luxuszustand, sondern eine tägliche Last, die du als Betroffener stets zu meistern hast.

Diese Gefühlswelt bleibt meist den Menschen verbogen, die über Barrierefreiheit und Inklusion reden.

Die eigentlichen Betroffenen äußern sich selten, wie es in ihrer Gefühlswelt aussieht.

Oft kommt scheinbar dieser Gedanke bei den Betroffenen. … “Irgendwann im Leben willst du nur noch leben, weil du weißt, was wirklich zählt”. 

Eingeschränkter Körper mit halbwegs wachem Geist erkennt heute, was wahres Leben heißt.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Mit diesen Gedanken reiche ich nun das Mikrofon weiter.

Mit erkennender Realität, aber versehen mit grenzenloser Zuversicht.

Ihr Albert Sturm, Handicap-Stürmer aus Mönchengladbach.

Die Begrüßung durch Albert Sturm fortsetzend begrüßte Werner Knor besonders den Moderator, sowie u.a. Vertreter von koope­rie­renden Partner­organisationen aus Mönchengladbach und Berg­heim, Mitarbeiter der Mönchengladbacher Ver­waltung, Kommunal­politiker und ein engagiertes Ehepaar aus Ludwigshafen von der dortigen BSK-Organisation.

Den Hinweis des Moderators zu Anlass und Motivation die BSK-Kontaktstelle Mönchenglad­bach das Inklusionsforum durchzu­führen, griff Knor u.a. mit zwei Zitaten auf, die i.W. auf zwei Kernaussagen basierten:

1. “Mönchengladbach soll kein Reha-Center werden, aber ein Mindestmaß an Normalität muss es in unserer Stadt schon geben.” (Albert Sturm)

2. “Die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ist kein Akt der Barmherzigkeit.” (Svenja Schulze, ehem. Entwicklungs­hilfe­­­ministerin)

Einführung durch Werner Knor (Auszug) zum Nachlesen

… Wir hoffen, dass diese Veranstaltung dazu beiträgt, die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, in Volksmund UN-BHK genannt, auf kommunaler Ebene zu verstärken, um die volle politische und gesellschaftliche Teilhabe für alle in unserer Stadt zu ermöglichen.

Ich habe unseren Kontaktstellenleiter Albrecht Sturm auf unserem neuen, völlig barrierefreien Homepage zu treffen; darauf sind wir sehr stolz.

Ich zitiere:

„Mönchengladbach soll kein Reha-Center werden, aber ein Mindestmaß an Normalität muss es in unserer Stadt schon geben.

Es darf doch keine Rolle mehr spielen, ob Menschen funktionseingeschränkt sind oder nicht.

Barrieren, die für Menschen mit Behinderungen abgebaut werden, bedeuten für Nicht-Funktionseingeschränkte schon jetzt Komfort.

Aus diesem Komfort für gesunde Menschen kann bald dringende Notwendigkeit werden.

Heutige konsequente Akzeptanz von Behinderungen muss zur Gewohnheit und zur Selbstverständlichkeit von morgen werden.“ (Zitat Ende) …

… Erlauben Sie mir noch ein aktuelles Zitat von Svenja Schulze, unserer ehemalige Bundesministerin für Entwicklungshilfe.

Anlässlich des Weltgipfels für Menschen mit Behinderungen am 2. und 3. April in Berlin hat sie in ihrer Rede Folgendes formuliert:

Zitat: Die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ist kein Akt der Barmherzigkeit.

In der Schule, am Arbeitsplatz oder auf der Tanzfläche im Club.

Inklusion gelingt dann, wenn sie zur gelebten Realität von uns allen wird.

Weltweit gibt es rund 1,3 Milliarden Menschen mit Behinderungen.

Wenn sie ihr Potential voll ausschöpfen können, dann profitieren wir alle davon.” (Zitat Ende) …

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