Dass Mönchengladbach in Sachen „Inklusion“ nicht gerade zu den Vorreitern zu zählen ist, erleben Betroffene und deren Umfeld fast täglich in unterschiedlichsten Lebenssituationen in der Vitusstadt.
Zahlreiche Hinweise von Menschen mit Behinderungen erreichen den BSK und andere, meist ehrenamtlich agierende Behindertenvertreter bis hin zu massiven Beschwerden, die in Forderungen zum Abstellen von Missständen münden.
Solche Themen können die Behindertenvertreter insbesondere dann an die „zuständigen“ Stellen und Funktionsträger weiterleiten, wenn sie in konkrete Maßnahmen und Projekte eingebunden werden und versuchen, durch sachbezogene Hinweise solche Missstände zu verhindern oder abzubauen … oft mit mäßigem Erfolg.
Denn manche der „Zuständigen“ sind selten begeistert und reagieren selbst auf berechtigte und konstruktiv und faktenbasiert vorgetragene Forderungen negativ.
Neben anderen Aspekten gehörte auch diese Problematik zu den Themen, die am 10. Mai auf dem Inklusionsforum des BSK Mönchengladbach anlässlich des alljährlichen Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, dem 5. Mai, zur Sprache kamen.
In konsequenter Fortsetzung des Versuchs, konstruktiv auf Entscheider einzuwirken, hatte der BSK im Vorfeld des Inklusionsforums über ein „Online-Brainstorming“ Betroffene und deren Verbände eingeladen, konkret auf Mönchengladbach bezogene Anliegen zu artikulieren und damit ihren Protest „für etwas …“ zum Ausdruck zu bringen.
Entstanden ist eine „Mönchengladbacher Protestliste“ mit bislang 45 Punkten, die auf dem Forum am 10. Mai veröffentlicht und allen Teilnehmern in Form eines Flyers zur Verfügung gestellt wurde.
Hinweis für Nutzer von Screen-Readern: Die Protestliste wird vorgelesen, wenn das Feld nachfolgende geöffnet ist.
Aktuelle "Mönchengladbacher Protestliste"
Protest für …
- … norm- und behindertengerechte Pkw-Parkplätze, die von Menschen mit Behinderungen sicher genutzt werden können
- … ein unmissverständliches Kennzeichen an der Zufahrt zu Parkhäusern, die nicht barrierefrei sind
- … öffentliche, rollstuhlgerechte WC-Anlagen
- … eine politische Partizipation analog den Regelungen des Baugesetzbuches (BauGB)
- … flachere Anrampungen an Bordsteinen und Vermeiden von „Fräskanten“ an den Fahrbahndecken
- … Radwege, die das sichere Benutzen von Therapie-Dreirädern gewährleisten
- … mehr Sitzbänke (mit Rückenlehnen und Armstützen) im öffentlichen Raum
- … Ampelschaltungen, die bei einer „Grünphase“ ein sicheres Queren von Straßen für mobilitätseingeschränkte Personen gewährleisten
- … grundsätzliche Bordsteinabsenkungen an Behindertenparkplätzen an Fahrbahn-rändern
- … das Veröffentlichen der Zuordnung aller Bushaltestellen zu den Kategorien „X. Ordnung“…
- … die Aufnahme eines Abschnitts „Belange von Menschen mit Behinderungen“ in alle Beratungs-, Berichts- und Beschlussvorlagen
- … die Zustimmung zur Einrichtung von Praxen von Ärzten und Therapeuten nur, wenn die Räume (incl. WC-Anlagen) barrierefrei erreichbar und nutzbar sind
- … die Zustimmung zur Einrichtung von Geschäften, Banken und Gaststätten, wenn die Räume (incl. WC-Anlagen) barrierefrei erreichbar und nutzbar sind
- … das Herstellen vollständiger Barrierefreiheit kommunaler Kultureinrichtungen, wie z.B. KFH
- … mehr bezahlbaren und barrierefreien Wohnraum insbesondere durch örtliche Wohnungsunternehmen
- … sicheres und barrierefreies Vorbeiführen von Passanten an Bau- und Arbeitsstellen im öffentlichen Raum
- …zeitnahe audio-visuelle Information von ÖPNV-Nutzern über Störungen und Ausfällen an allen Bussteigen
- … eine digitale Karte über vorhandene Behindertenparkplätze
- … das Umsetzen der DIN SPEC61504 (E-Ladesäulen) in der geplanten städtischen Satzung
- … das Überarbeiten des städtischen Sportentwicklungsplans unter pro-aktiver Einbindung der Vertreter von Menschen mit Behinderungen
- … das barrierefreie Herrichten vorhandener und neuer Sportanlagen für die Ausübung inklusiver Sportaktivitäten
- … das zeitnahe Überprüfen vorhandener Behindertenparkplätze auf vollständige Barrierefreiheit
- … das Einrichten der beschlossenen Anti-Diskriminierungsstelle zum Zuständigkeitsbereich des Hauptverwaltungsbeamten (OB)
- … das frühzeitige Beteiligen der Behindertenverbände schon an der Entwicklung des neuen Nahverkehrsplans
- … das Schaffen von alternativ nutzbaren Behindertenparkplätzen bei Baumaßnahmen im öffentlichen Raum
- … das Vergrößern von Aufstellflächen für Rollstühle, Rollatoren, Kinderwagen usw. in Bussen des Mönchengladbacher ÖPNV z.B. durch Herausnahme oder Umgestaltung einzelner Sitzreihen
- … eine barrierefreie Nutzbarkeit des NEW-Angebotes „Op jück“ sowohl hinsichtlich der Fahrzeugausstattung, der APP als auch der nicht-app-fixierten Nutzung
- … das frühzeitige und pro-aktive Beteiligen der Behindertenverbände an der Erstellung des „Mobilitätskonzepts 2027“
- … die Prämisse „Barrierefreiheit vor Denkmal- und Klimaschutz“
- … das Absichern gestalterischer Elemente im öffentlichen Raum (z.B. Wasserspiele, Fahrradmulden u.ä.) für Blinde durch taktile Elemente
- … Dunkelampeln an Überquerungsstellen in geräuschbelasteter Umgebung
- … das Verhindern des Zustellens von taktilen Leitlinien bei öffentlichen Veranstaltungen durch Informations- und Verkaufsstände
- … die Übernahme der DIN 32984 “Bodenindikatoren im öffentlichen Raum” in die Straßenbaudetails Mönchengladbach zur Erreichen einer bundeseinheitlichen Lösung
- … das kontrastreiche (weiße) Gestalten von gefährdenden Gegenständen im öffentlichen Raum, wie Poller, Masten usw.
- … das Sensibilisieren der Müllwerker, beim Zurückstellen von Müllgefäßen auf Gehwegen, damit genügend Freiraum für den Fußverkehr gewährleistet bleibt
- … den Verzicht von “shared space”-Planungen
- … das Gestalten von Verkehrsräumen unter Berücksichtigung der zunehmenden Zahl geräuscharmer Fahrzeuge
- … das Intensivieren von Gehwegreparaturen
- … das Vermeiden von Services, die ausschließlich Smartphone-Apps, Web-Dienste o.ä. voraussetzen
- … den Verzicht auf die Umsetzung des (ausschließlich) digitalen Fahrscheins
- … das Einführen einer Telefon-Hotline für on-demand-Busverkehre, wie beispielsweise in Höxter
- … das Beibehalten von mindestens 2 bis 3 Buslinien auf der oberen Hindenburgstraße, die im 10 oder 6-Minuten-Takt fahren statt kostspieliger Mini-Busse, die letztlich keine Akzeptanz finden werden
- … eine Digitalisierung der Verwaltung nicht im Sinne eines „Digitalzwangs“ für Bürger und Beibehaltung des „analogen“ Bürgerservices
- … eine Satzung für das Nutzen von mietbaren E-Tretrollern mit dem Ziel, Gehwege von diesen Fahrzeugen freizuhalten, insbesondere bzgl. des „wilden“ Abstellens oder Liegenlassens
- … die Inklusion für sehbehinderte Menschen in Schule, Ausbildung, Studium und Beruf in Mönchengladbach
Diese „Mönchengladbacher Protestliste“ kann nicht vollständig sein und soll kontinuierlich durch „Zuarbeit“ Betroffener und aller Bürger fortgeschrieben werden.
Die Reihenfolge ist nicht zwingend mit Priorität gleichzusetzen.
Diese Zuarbeit ist sehr einfach über diesen Link möglich:
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